Nachtzüge wären Teil der Lösung
Es ist Ferienzeit. Viele verreisen. Und fragen sich: Wie und wohin gehen wir in die Ferien?
Die Mobilität macht ein Drittel der CO2-Emissionen aus. Fliegen gehört zum Klimaschädlichsten, was man machen kann.
Also wären Nachtzüge die bessere Alternative. Bloss wurden diese in den letzten zehn Jahren kontinuierlich abgebaut, bis die Nachfrage wieder enorm anstieg. Das Nachtzugnetz wurde dann von den ÖBB aus der Schweiz nach Deutschland, Österreich und Holland wieder ausgebaut. Die Qualität nimmt stetig ab. Ausfälle, schwierige Buchung – dazu kommt, dass Fliegen immer noch viel zu billig und somit erschwinglicher ist.
Auch ich strandete bereits unterwegs, weil einfach ein ganzer Zug ausfiel. Wo ist die Planung, die Strategie?
Der Bundesrat hat die internationalen Klimaziele unterschrieben, die Bevölkerung hat sie mehrmals abgesegnet, viele wären bereit, klimafreundlicher zu reisen, aber verständlicherweise nicht um jeden Preis.
Mittels Vorstoss meiner Fraktionskollegin Marionna Schlatter haben wir ein Konzept für den internationalen Personenverkehr gefordert. Der Bundesrat schreibt, dazu: «Nach aktuellem Stand der verwaltungsinternen Arbeiten ist vorgesehen, dass alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Erfahrungen im
grenzüberschreitenden Personenfernverkehr Konzepte und damit Gesuche für eine Unterstützung einreichen können. (…) Die Konzepte werden durch das Bundesamt für Verkehr bewertet hinsichtlich der grösstmöglichen Verminderung von Treibhausgasemissionen durch die Verlagerung von Luftverkehr auf die Schiene.» Die Regierung sehe daher «keinen Bedarf (…)».
Die SBB schieben jegliche Verantwortung von sich, der Bundesrat will ihnen keine klaren Vorgaben geben. Ironischerweise ist der Flugverkehr von den Klimaverträgen zum Teil sogar ausgenommen. So wird der Schrei nach Markt laut. Nachtzüge rentieren halt nicht, heisst es. Warum wehren sich denn die Bürgerlichen so gegen die Internalisierung der externen Kosten? Dann könnte der Markt spielen, die Nachfrage würde verbessert, Nachtzüge würden rentabel.
Ich bin aktuell unterwegs mit dem Nachtzug, für einmal ohne grössere Probleme. Aber Bundesrat Rösti würde gut daran tun, sich ernsthaft um eine nachhaltige Mobilität zu kümmern, statt während einer Wanderung mit Journalisten über Belangloses zu plaudern.
(Dieser Artikel ist in ähnlicher Form als Kolumne im Sonntagsblick erschienen.)