Klimacamp Bern - Reaktionen lassen tief blicken
Warum so aggressiv?
Das Klimacamp auf dem Bundesplatz hat hohe Wellen geworfen – aber vor allem, weil bürgerliche Politiker sich aufgeführt haben, als gäbe es nichts Schlimmeres als einen Bundesplatz mit Zelten und jungen Menschen drauf, die sich für unseren Planeten einsetzen.
Warum machte diese Klimaaktion diese Politiker so aggressiv?
Das Camp hatte keine Bewilligung, ja. Aber das war auch das einzige, was es daran auszusetzen gab. Und da gibt es in unserem Land zum Glück immer noch die freie Meinungsäusserung und das Verhältnismässigkeitsprinzip. Wie verhältnismässig ist es, ein Camp zu räumen, das nicht stört und sich für unsere Lebensgrundlage einsetzt?
Die Präsidien der Räte haben darum gebeten, dass der Ratsbetrieb ungestört durchgeführt werden kann. Daran haben sich die Jugendlichen gehalten. Trotzdem wurden immer wieder aggressive, verbale Attacken von Bürgerlichen an andere Politiker*innen ausgeübt. Nie gegen die Klimaaktivist*innen, denn die waren höflich, freundlich, haben morgens gegrüsst, Gipfeli und Blumen verteilt. Es gab sogar SVP-Politiker, die abends noch Bier getrunken haben mit den Klimastreikenden. Aber kaum war eine Kamera da: ausfällig gegenüber denen, die kein Problem mit dem Camp hatte. Sehr unredlich.
Nach der Räumung habe ich meine SVP-Kollegen gefragt, obs ihnen jetzt besser ginge? Wenn der Platz sauber ist und niemand mehr grüsst am Morgen. Sie haben mir die Frage nicht beantwortet – weil es ihnen überhaupt nicht besser geht. Die Jugendlichen haben aufgeräumt, geputzt, waren friedlich. Blöderweise haben sie sich fair verhalten – die Angriffe liefen ins Leere.
Warum soll die Bevölkerung nicht während der Session Aktionen machen dürfen? Das verstehe ich nicht. Ich habe nach 2014 wieder eine Motion eingereicht, dass Aktionen erlaubt werden. Egal welcher politischer Couleur. Die Leute sollen uns Politiker*innen sagen dürfen, was ihre Meinung ist. Unterstützt ihr das oder wollt ihr eine Classe politique?