Unter den Teppich wischen war gestern
Der Filz muss sich lichten
Das Jahr 2020 ist ein spezielles Jahr. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Es ist auch ein Jahr, an dem eine besondere Aufbruchstimmung herrscht. Jahrzentelange Systeme der Erniedrigung, des Sexismus und der sexuellen Belästigung fliegen auf, werden öffentlich und endlich debattiert.
Sexistische Äusserungen über Arbeitskolleginnen – aufgenommen auf Band – beim Bundesgericht. Sexismusvorfälle bei der Schweizerischen Nationalbank SNB. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bei RTS (Radio Télévision Suisse). Unterdrückung und Erniedrigung der Kunstturnerinnen und Rythmische Gymnastinnen beim Schweizerischen Turnverband.
Allen Geschichten gleich ist, dass sich die verantwortlichen oder sogar ausübenden Personen über Jahre halten konnten. Schlimmer noch, sie wurden immer noch weiter nach oben befördert. In der jetzigen öffentlichen Diskussion heisst es immer: ja, wir bedauern diese Vorfälle, wir lassen das abklären, das darf nicht mehr passieren.
Nur, die entscheidenden Personen sind meistens voll involviert. Beispielsweise beim Turnskandal: Die Geldgeber bei Swiss Olympic (Dachverband der Sportverbände) sind erstens alle männlich, zweitens haben sie trotz Ethikregeln nie interveniert und drittens ist ihr Präsident der Vertreter des Turnverbandes. Filz ist undurchsichtig und hilft der Transparenz nicht.
Es braucht eine Veränderung und zwar sofort. Die Verantwortlichen müssen gehen. Und dann müssen Taten folgen und das System geändert werden.