Drittes Geschlecht - wo ist das Problem?

Im Dezember 2022 hat sich der Bundesrat auf einen Vorstoss der Grünen gegen ein drittes Geschlecht ausgesprochen. Er verschliesst sich damit einer inklusiven Gesellschaft. Wir haben seit jeher ein drittes, unbestimmtes Geschlecht gefordert.

Es soll offen für alle sein, die sich nicht mit der weiblichen oder männlichen Geschlechtskategorie identifizieren wollen oder können. Die Debatte, die Nemo erneut ausgelöst hat in der Schweiz, ist gut. Sie ist gesund.

Gesellschaftliche Debatten sind wichtig. Dass wir diese Diskussion führen, hilft, sich bewusst zu werden, wie es diesen Menschen geht. Schätzungsweise betrifft es bis zu 100'000 Menschen in der Schweiz, die non-binär sind. Mit kleinen Veränderungen wäre für diese Menschen eine grosse Erleichterung und Freiheit möglich. Und für unsere Gesellschaft auch.

Eine dritte oder sogar noch mehr Geschlechterkategorien sind seit Jahren in vielen Ländern weltweit anerkannt, auch Deutschland und Österreich haben sie schon längst eingeführt. In Deutschland heisst sie divers, wurde 2013 beschlossen und 2018 eingeführt.

Behauptungen des Bundesrats sind Ausflüchte

Die Behauptungen des Bundesrats, die gesellschaftlichen Voraussetzungen für ein drittes Geschlecht seien in der Schweiz nicht gegeben, sind Ausflüchte. Es gibt keinen legitimen Grund, denjenigen Menschen einen echten Platz und vollen Respekt zu verweigern, die sich nicht als weiblich oder männlich identifizieren wollen und können.

Warum löst diese Debatte so viele Emotionen aus, auch hässliche? Wer jetzt männlich oder weiblich ist, verliert ja nichts. Was stört denn daran, wenn Menschen sich keinem Geschlecht zuordnen können?

Wir werden uns vielleicht etwas daran gewöhnen müssen, auf die Sprache achten, dort merken wir das als Erstes. Doch warum schon wieder grosse Probleme herbeireden und herbeireden, wenn es gar keine gibt. Warum sind wir in diesem zweidimensionalen Denken so gefangen?

Das ist alles einfach machbar und macht unsere Gesellschaft diverser und inklusiver.

(Dieser Artikel ist in ähnlicher Form als Kolumne im Sonntagsblick erschienen.)